Gegründet Mitte des 16. Jahrhunderts von Hōzōin Kakuzenbō Hōin Inei, einem buddhistischen Mönch, ist die Hōzōinryū heute in ihrer Ausprägung als Hōzōinryū Takadaha (Takada-Stil der Hōzōin-Schule; begründet von Takada Matabee, der noch Ineis persönlicher Schüler, aber kein Mönch sondern Bushi (Angehöriger des Kriegeradels) war) die älteste noch lebende reine Speer-Schule Japans, in der sich insgesamt immerhin etwa 50 bis 60 Aktive weltweit auch heutzutage noch mindestens einmal in der Woche in der Kunst des Umgangs mit dem Jūmonji Kamayari (kreuzförimiger Sichelspeer) üben.
Hauptsitz der Schule ist seit 1976 wieder Nara, wo die Schule einst entstand. Daneben gibt es Dōjōs in Higashi-Ōsaka, Nagoya und in Hamburg.
Heute sind in der Hōzōinryū Takadaha noch insgesamt 35 Formen überliefert. In diesen Katas stehen sich immer ein Suyari (gerader Speer) und ein Kamayari (Sichelspeer) gegenüber, der die Waffe ist, die diese Schule berühmt gemacht hat.
Mit dem Kamayari lässt sich nicht nur stechen, sondern der gegnerische Speer dank der beiden Seitenklingen, den Sicheln eben, auf vielfältige Weise kontrollieren, dominieren und manipulieren. Man kann ihn damit zu Boden schlagen, zur Seite werfen oder an seinem Schaft entlang zur Führhand des "Gegners" rutschen. Ein Gedicht aus der Frühzeit der Schule bringt es auf den Punkt:
Tsukeba yari
nageba naginata
hikeba kama
onimokakunimo
hazurearamashi
was frei wiedergegeben bedeutet:
Stechend ist's ein Speer
Mähend gibt er 'ne Naginata her
Man kann ihn wie 'ne Sichel zieh'n
Für den Gegner gibt es kein Entflieh'n
Einen Gegner aber gibt es heute natürlich nicht mehr. Auch wenn es seit einigen Jahren mit dem Placet des 20, Sōke auch freien Kampf in Rüstung gibt (allerdings erst ab der Graduierung Mokuroku), ist der Kern der Schule das Kata-Training. Und dieses ist nicht antagonistisch, sondern Suyari und Kamayari arbeiten zusammen, um die Formen mit größtmöglicher Präzision durch- und gleichzeitig mit Leben zu erfüllen.
Das Üben mit dem Speer fordert den ganzen Körper, alleine schon durch den tiefen Stand und das Gewicht der Übungswaffen, und schult das Gefühl für Distanz und Timing, besonders, weil die Speere eine deutlich unterschiedliche Länge haben.
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