Von Kagita Chūbee, 20. Sōke der Hōzōinryū
Hōzōin Kakuzenbō Hōin Inei
Inei, der Begründer des Hōzōinryū Sōjutsus wurde im ersten Jahr der Ära Daiei (1521) als zweiter Sohn des Nakamikado Tajima Inei geboren, der ein Mönchskrieger des Kōfukujis1 war. Die Nakamikados waren Nachkommen des Prinzen Toneri2, der der vierte Sohn des Kaisers Tenmu3 gewesen war, und trugen ursprünglich den Familiennamen Sakaguchi. Ihr Ahne Sakaguchi Musashi Nobutane war ein sehr kräftiger und kühner Mann gewesen. Er liebte die Kampfkünste und wurde von aller Welt als der wilde Musashi gefürchtet. Im ersten Jahr der Ära Genkō (1331) erwarb er sich während des Genkō-Kriegs4 auf Seiten des Kaisers Go-Daigo5 in der Schlacht um die Burg Kasagi hervorragende Verdienste, für die er vom Kaiser mit einem Schwert und dem Familiennamen Nakamikado belohnt wurde.
Später lebte Tanesada, die sechste Generation Nakamikado, in der Burg Kaseyama in Kizu. Er vermählte sich mit einer Frau aus dem Hause Mitsuda Saemonjō Hideyukis, der Herr der Burg auf dem Berg Shōyama im Bezirk Okada in Jōshu6 war. So wurden enge Bande zur Familie Mitsuda geknüpft, die später eine wichtige Rolle in der Nachfolge der Hōzōinryū spielen sollte. Aus dieser Verbindung ging die siebte Generation, Tanenaga, hervor. Tanenaga besaß ein Anwesen im Kusakojichō in Nara. Sein zweites Kind, Inei, gab er in den Tempel Hōzōin, dessen Oberhaupt er wurde.
Unten:
Hōzōin Kakuzenbō Hōin Inei
Stechend ist's ein Speer
Schlagend ein Feuerwehrhaken
Ziehend eine Sichel
Wie auch immer
Man kann ihm nicht entkommen
(Eine Abwandlung des bekannten Gedichts)
(Aus dem Bugei Hyakunin Isshu (etwa: 100 Gedichte von/über 100 Kampfkünstlern); Mitte 19. Jh.)
Man kann davon ausgehen, dass Inei durch beständiges Üben von klein auf geschickt im Umgang mit den traditionellen Stangenwaffen der Mönchskrieger wie Naginata oder Nagamaki war. Da erschien Narita Daizendayū Moritada, ein Kampfkünstler, der auf Trainingswanderschaft war. Er wurde auch ōnishi Kishunken genannt, war ein Mönch in Diensten des Kasuga-Schreins und ein Meister der Shintōryū. Die Shintōryū war7 eine komplexe Kampfkunstschule, deren Curriculum u.a. Schwert, Naginata und Speer umfasste. Doch Moritada hatte sich auf die Naginata und den Speer spezialisiert. Dies öffnete Inei die Augen, ließ ihn die Besonderheiten des Jūmonjiyaris erkennen und seine eigenen Stil gründen. Die Überlieferung sagt, dass Inei mit 33 Jahren im Morgengrauen des 12. Tages des ersten Monats des 22. Jahres der Ära Tenbun (1553) von Narita Daizendayū Moritada, der als Inkarnation Marishitens8 verstanden wurde, in zwei innere Techniken eingeweiht wurde.
Im sechsten Jahr der Ära Eiroku (1563) dann kam dann Kamiizumi Ise no Kami Nobutsuna, der Gründer der Shinkageryū, nach Nara, und Inei wurde zusammen mit seinem engen Freund Yagyū Muneyoshi dessen Schüler. Als Nobutsuna im achten Jahr der Ära Eiroku Yagyū erneut besuchte, wollten sie ihn nicht wieder gehen lassen. Sie ließen sich von ihm unterrichten, bis Muneyoshi schließlich die uneingeschränkte Lehrlizens erhielt und es Inei erlaubt wurde die Techniken bis zur neunten Stufe zu unterrichten.
Meiner Ansicht nach baut das Sōjutsu der Hōzōinryū auf den Prinzipien der Shintōryū und der Shinkageryū auf. So nahm die Erfolgsgeschichte des Sōjutsus der Hōzōinryū ihren Lauf, doch dann zog im 13. Jahr der Ära Tenshō (1585) Hashiba Hidenaga9 in der Burg Kōriyama ein und befahl den Tempeln und Shintō-Schreinen in der ganzen Provinz Yamato sowie dem einfachen Volk und dem Zweigtempel des Hieizan10 auf dem Berg Tō-no-Mine11 die Herausgabe aller Waffen. Damit wurde Druck auf die Tempel ausgeübt, was dazu führte, dass man sich dort des Trainings in den Kriegskünsten enthielt.
Im ersten Jahr der Ära Keichō (1596) wurde dem 75jährigen Inei der Titel Hōin12 verliehen. Zu dieser Zeit trat Konparu Dayū Yasuteru13 mit der Bitte an ihn heran, seinen Sohn Shichirō Ujikatsu zu unterweisen. Da dieser innige Wunsch aus dem Hause der Nō-Schauspieler Konparu kam, das selbst auf Tokugawa Ieyasu Einfluss hatte14, griff Inei mit 75 Jahren wieder zum altbewährten Speer und ließ das Sōjutsu-Training wiederaufleben. Von da an nahm die Zahl seiner Schüler so zu, dass es hieß, "die Zahl derer, die diese Kunst erlernen, füllt eine Truppe, ja eine ganze Armee".
Am 19. Tag des vierten Monats des 11. Jahres der Ära Keichō (1606) schied Yagyū Sekishūsai15 aus der Welt. Am 26. Tag des achten Monats des folgenden Jahres (1607) verstarb Inei im Alter von 87 Jahren. Damit verlor Nara kurz aufeinander zwei große Persönlichkeiten, die stellvertretend für das Schwert und den Speer in Japan standen. Die Gräber Ineis und seiner Nachfolger befinden sich auf dem Friedhof des Tempels Byakugōji in Nara, wo wir ihnen auch heute noch den gebührenden Respekt zollen.
(Zuerst erschienen im Nara-Stadtmagazin Ubusuna am 05.05.2009)